Mittwoch, 12. Oktober 2011

Tokio Rift (Adaequates Wort-Mischungs-Verhaeltnis zur Eindruckswiedergabezusammenfassung dieser ...-STADT!)

Konnichiwa und einen schoenen guten Nachmittag sehr geehrte Damen und Herren,

der Japanisch-Level-1 Endgegner wurde letzte Woche Donnerstag nach 7 Tagen glorreichen Japanisch-Pruegelns, Lern-Kombo-Attacken, Vokabel-Abwehr und Grammatik-Fussfegern von den heldenhaften Pre-Intermediate-Japanisch-Studenten besiegt *HOSSA!*
Nachdem dem ueblen Unhold Einhalt geboten wurde und wir sogar in die glueckliche Lage kamen, 1 Schultag lang zu entspannen, geht es jetzt bereits stramm mit Level 2 Japanisch weiter und morgen steht wieder ein vergleichsweise "gemuetlicher" Vokabel-Test mit schlappen 60 neuen Vokabeln an.  

Letzten Freitag wurde jedoch  mal auf                                                  gedrueckt.
Nach reiflicher Ueberpruefung der radiologisch-klimatischen Situation, ging es zusammen mit Bundeswehr-Mitstudent-Micha fuer 5 Tage nach Tokio und das war ein Trip, der sich gewaschen hat!
Boah! Ist unser erster Eindruck gewesen, als wir ueber diese unwahrscheinlich uebergrosse Metropole mit dem Flugzeug aus Fukuoka eingeschwebt sind: Die weithin (be)leuchte(t)nden Stadtgrenzen liessen sich am Abend wie urploetzlich abgeschnitten gegen das Umland von Tokio ausmachen, was aus dunklem, tiefen Wald zu bestehen schien. Nachdem wir einigermassen geografiegestraft feststellten, dass wir das Meer und die Tokioter Bucht vor lauter "Baeumen" nicht gesehen hatten, landeten wir auf dem Haneda Airport und dallerten mit der Monorail und der U-Bahn bis in den Stadtteil Shinjuku. Dort sollte unser Hotel auf uns warten, doch dorthin war es nach den 90 Minuten Flug ein touristisch-ausreichend und dafuer etwas sportlicherer Fussmarsch von knapp 60 Minuten durch das gegen 22 Uhr sehr ruhige und von Wolkenkratzern gesaeumte Geschaeftsviertel Shinjuku.
Das "Shinjuku New City Hotel" befand sich schliesslich gegenueber eines naechtlich-gespenstischen Parks, in welchem es sich so mancher mehr als naturverbundene Japaner auf Baenken, in Zelten und unter Regenschirmen oder alten Mangas (japanischen Comics) gemuetlich gemacht hatte. Unser Hotelzimmer war zwar Park- aber nicht gespensterfrei und so schockte die freche Badschranktuer erst Micha und dann mich, da beim Oeffnen der Badtuer ein Luftzug die Schrankverkleidung in Richtung Tuer wehte und einen dahinterliegenden dunklen und klappernden (?) Schacht offenbarte.
In angemessener Mischung aus Tapferkeit und Hunger wechselten wir das Zimmer nicht sondern machten uns nach Shibuya, dem Style-und-Party-Viertel Tokios auf.

Jedenfalls dachten wir das.

An dieser Stelle erlebten wir unseren ersten Tokio Rift: Nachdem ich mich mit den in Fukuoka nach 24 Uhr nicht mehr verkehrenden oeffentlichen Verkehrsmitteln (also entweder verkehrte Verkehrsmittel oder mittellose Nichtverkehrsmittel) arrangiert habe, waren wir a) ueberrascht und b) weder in Shibuya noch sonstwo, wo es sich gelohnt haette, als auch in Tokio die letzte U-Bahn um kurz nach 24 Uhr den Betrieb einstellte und wir in Ayoma-Itchome (Schlachtereien und Tierhaltungsgeschaefte haben zwar grundsaetzliches Ernaehrungspotential, waren aber alle geschlossen) strandeten.
Wohlueberlegt entscheidungsfreudig wie deutsche Leutnante hechteten wir in der allerletzten Bahn schliesslich nach Roppongi, dem "Auslaender-Viertel" von Tokio, in dem es, gemaess zahlreicher Reisefuehrer, Erfahrungsberichte und Dokus, eigentlich vor Menschen, Restaurants, Bars, Clubs und internationalem Flair trubeln sollte.
Tat es aber nicht wirklich.
Die Hauptstrasse Roppongis praesentierte sich mit entlangflanierenden Paerchen, auffaellig netten schwarzen Herren, die in Clubs und zum Erwerb zwielichtiger Substanzen einluden und endete nach gefuehlten 50 Metern in dunklen, menschenleeren Gassen.
Club- und substanzlos zogen wir ein paar Runden durch Roppongi, bevoelkerten eine ansonsten voellig entvoelkerte Arcade-Halle zum Ablegen unserer Bundeswehr-IGF-Schiessleistungen im "Tropical Island Shooter" und wurden schliesslich in einem Tokio-Driftenden-Taxi aus dem ersten Teil unseres Tokio Rifts zurueck ins Hotel geschleudert.  

Street Fighter 2 Gedenkstaette: Edmond Honda wacht ueber das Wolkenkratzer-Nobelrestaurant

Zombie Apokalypse
(wenn sich 300 Japaner in einen fuer 200 Japaner ausgelegten Tokioer U-Bahn-Wagen quetschen, muss sich der geneigte Tourist schon mal derart neigen, dass er auf die Gepaeckablage passt)

Shinyuku Ski-Flug-Schanze.
190 Meter hohe, sanfte Wolkenkratzer-Rutsche und fuer ueberarbeitete Geschaeftsleute nur bedingt zum Sprung geeignet.

Tokio Hotel
(der musste natuerlich sein)

Um 0.30 Uhr kann die Uniform nach einem 16 Stunden-Arbeitstag in der Roppongi-U-Bahn-Station schon mal hier und da kneifen.

Bestes Sushi in Japan beim Sumaisaman-Sushi-Restaurant in Roppongi. Zwischen beanzugten, taetowierten und grimmig dreinschauenden Herren (Yakuza), brasilianisch-sri-lankanischen Hotel-Sproesslingen und traumhaften Nigiri laesst es sich interessant-angenehm dinieren.

Zwar direkt in Roppongi gelegen, aber gluecklicherweise nur ein geschlossenes Restaurant und kein havariertes Atomkraftwerk.


Die Tokio Metropolitan Government Twin-Towers sehen aus wie das Raumschiff Galaktika, sind ungefaehr genauso teuer gewesen und stehen schlappe 100 Meter von unserem Hotel entfernt.

Tokio-Hotel-Zimmer-Aussicht aus dem 6. Stock ueber Shinyuku. Bebaut, ruhiger als vermutet und verkehrstechnisch guenstig gelegen laesst sich das "Shinyuku New City Hotel" mit dieser dreisten Schleichwerbung waermstens empfehlen. Fuer alle Frueh(=zu vernuenftigen Zeiten-)Aufsteher gibt es in der Hotel Lobby ein Fruehstuecks-Lunch-Bueffet, dass sich gewaschen hat!


(--> Nice to know: "Doomsword" troestet jedem Freund des gepflegten Helden-Doom-Metals die von Japan\Korea\Mainstream-Po(o)p-Musik weinenden Ohren! Zum Niederknien! )


Der Sonnabend in Tokio begann mit strahlendem Sonnenschein, einem verpassten Fruehstuecksbueffet in der Hotel-Lobby (aber geduftet hat`s herrlich) und einem umweghaften U-Bahn-Trip nach Shibuya, dem Party-People-Mode-Club-Viertel Tokios. Zwischen viiieeelen Japanern, keinen erkennbaren Auslaendern und mehr neon-strahlenden und aus 8 Richtungen droehnenden Restaurants und Shops ("Kaufen Sie Kameras!" "Yodobashi Camera freut sich ueber Ihren Besuch. Bitte besuchen sie alle 14 Etagen unserer Zweigstelle!" toent einem schonmal in perfektem Deutsch entgegen) als touristische Wahrnehmung verarbeiten kann, gab es ein italienisches Snack-Mittach` bestehend aus Doria, einem Nudel-Reis-Auflauf und Zimt-Fladen-Ciabatta-Toast-Brot, dass seinesgleichen sucht, so gut war das!

Wie nunmehr des oefteren festgestellt, hechten in Japan nicht nur die Geschaeftsleute (und zwar NUR die, aber dazu spaeter mehr!) sondern die Zeit generell und so beeilten Micha und ich mich, dass wir nach Akihabara, dem Technik-Elektro-Spiele-Comic-Nerd-Freak-Viertel Tokios kamen.
Das dort hin dudeln war nicht so schwer, aber das aus der Gleichung
Leuchtreklame x plaerrenden  Lautsprechern + quietschenden Laden-Marktschreiern x unzaehligen Shops² (Punktrechnung vor Strichrechnung!)
bestehende Akihabara machte jegliches Orientieren nicht einfach schwer sondern ziemlich unmoeglich. Von einem mit Kuriositaeten (teils an der Grenze zur Legalitaet...) gefuellten Laden zum naechsten und ueber in franzoesische Zimmermaedchen-Unifoermchen des 18. Jahrhunderts gekleidete Highschool Schuelerinnen stolpernd, schafften wir es schliesslich um 19. 50 Uhr in den LETZTEN (auffindbaren) Retro-Video-Spiele-Laden.
...der um 20 Uhr alle Besucher `raus warf...
...und es mir unmoeglich machte, mit auch nur einem seiner Schaetze abzuziehen...
Aber Indiana Jones hat auch nie aufgegeben Schaetze zu jagen und darum war klar, dass es ein

 
geben wuerde!

Den Rest des Abends, die anschliessende Nacht und den folgenden Morgen verbrachten wir im seinem Namen alle Ehre machenden Shibuya. Es wurde gemenschen-masst, in ueberfuellten Schnellrestaurants diniert, ein Zaubertrank bei Freshness Burger Shibuya (Mojito Ginger Ale, ohne Alkohol, aber mit soviel Ingwer, dass Tote wieder aufstehen!) geschluerft und schliesslich zwischen Vertreterinnen des horizontalen Gewerbes, deren beanzugten, taetowierten und grimmig dreinschauenden, aber den netten Touristen dennoch extreme Abendunterhaltung versprechenden Vertretern (Yakuza) der Club- und Bar-Bezirk aufgesucht, der uns die augenscheinlich angenehmste Mischung aus lustig, sicher und bezahlbar bot. Gemaess der Empfehlung eines der recht wenigen netten Shibuyaner diesen Abend (viele Japaner in diesem Viertel haben wohl schlechte Erfahrungen mit Auslaendern gemacht und dementsprechend uebellaunig auf uns reagiert. "Bakka Gaiko" = Bloeder Fremdkoerper war dabei die wohl poetischste Betitelung) machten wir im "Club Asia" bei Elektro-Dance-Musik einen drauf.
Original tuerkischer Doener (ich) und ein Weg-Bier (Micha) dehnten die Nacht schliesslich in den Morgen aus, da sich eine nette Japanerin und ihre perfekt deutsch sprechende Freundin (oder Mutter, war schwer zu sagen) noch in interkultureller Kommunikation mit uns uebten.

Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich, Ihnen den 2. Teil des Tokio-Trips in Baelde zu praesentieren, wuensche Ihnen ein angenehmes Wochenende und BANZAI Holido!


Er hat den Groessten....-Objektivschutz

Manhattan in Tokio-Shinyuku und die groesste Fernbedienung der Welt (Mitte hinten)
Das Akihabara-Ensemble der Anime-Damen, die sich beim Ablichten weder unsittlich, noch sonstwie gestoert verhalten haben.



Akihabara: Vollgestopft, ueberlaufen, bunt-grell-plaerrig-laut und schwerer zu navigieren als ein Schlachtschiff der Yamato-Klasse

Dem braven Touristen wird alles entgegen geworfen, was er sich unter Japan vorstellen kann und wenn man sich einfach mal "Duty Free Shop" nennt, lockt man damit gleich viel mehr zahlfreudige Freunde oestlicher Qualitaetskitschwaren an

 Was ist das?
a) das Vorbild jeder Visa-Kreditkarten Werbung
b) ein 8-stoeckiges Toastbrot mit einem Frucht-Eisbecher aus Plastik oben drauf
c) Akihabara Fall-Obst
Endlich wieder richtiges EngRish. Unterhaelt besser als so manche Vergnuegungseinrichtung und kann bei wohlfeil ausgewaehltem Inhalt tatsaechlich hervorragend schmecken

Mitbringsel-Kekse aus einem Akihabara-Maid(Zimmermaedchen)Cafe. Aus Jugendschutzgruenden wird auch hier auf die Darstellung der anderen 98% des Warenangebots verzichtet.

Wem das alte Keksdosen-Game-Boy-Display schon immer zu klein war, kann sich in der Video-Spiele-Schatzkammer mit Namen "Super-Spiele-Kartoffel" (Supa Gemu Poteto) endlich die 19-Zoll-Bildschirm-Schrankwand-Variante fuer schlappe 4000 Euro besorgen

Micha ist von dem Angebot in der "Super-Spiele-Kartoffel" sichtlich beeindruckt

Die Analog (heisst: Paedagogisch wertvolle Steck-Kloetzchen) - Variante von "Super Mario"

Wohnzimmer-Garnitur in einer ganz normalen Wohnung in Akihabara. Bitte richten Sie Augenmerk insbesondere auf das sorgfaeltig ausgeleuchtete Interieur und die modischen Bedienelemente an der Schrank-Front.

Der Zauberlehrling
(und bis dato das Bild, bei dem Micha mit dem ernsthaftesten juristischen Nachspiel gedroht hat)

Was haben wir hier?
a) Akihabara-Highschool-Schuelerin in Schuluniform
b) Copyright-Bedenken eines franzoesischen Zimmermaedchens aus dem 18. Jahrhundert, welches von einem Technik-Freak mithilfe dessen selbst gebastelter Zeitmaschine nach Akihabara teleportiert wurde
c) eine Restaurant-Angestellte mit orthopaedisch bedenklichem Senk-Spreiz-Platt-Fuss-X-Bein-Syndrom

Beschreibt die touristische Wahrnehmung Akihabaras und Shibuyas perfekt

Was koennte das sein?
a) Moderner Puppenladen der frech als "Volkshobby" der Japaner auftritt
b) Shop fuer analoge Lebensgefaehrtinnen in Lebensgroesse fuer Kundschaft ueber 18 Jahren


Und das?
a) Alien 3 Outtake
b) Shibuya-Hinterhof-Yakuza-Versteck-Spiel-Gasse aus der Touristen ganz schnell rauskommen sollten
c) Grosszuegig angelegte Japanische Hauptstrasse, gesaeumt von Wolkenkratzern und eine fiese Mischung aus Godzilla und Tom "Magnum" Selleck bedroht den Frieden der Erde


Shibuya at its best.
Ueberfuellt. Laut. Bunt.
Trublig. Auslaenderlos.
BOAH!


In diesem Sinne, ありがとございます und bis zum naechsten Mal!
 

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